Porträt
Litar – ein Ort für Literatur und ihre Vermittlung. In der Galerie Litar in Zürich finden regelmässig Ausstellungen und Veranstaltungen zu literarischen Themen statt. Litar realisiert zudem Publikationen und Projekte im Bereich Literatur, Übersetzung und Medien.
Litar will Akzente setzen, Neues entdecken und wenig Bekanntes ins Gespräch bringen. Dazu arbeitet Litar mit Programmen, die über mehrere Jahre laufen und unterschiedliche Formate umfassen. Die Projekte werden allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen durchgeführt.
Die Stiftung Litar ist gemeinnützig; sie nimmt keine Fördergesuche entgegen.
Newsletter
Wir freuen uns über Ihr Interesse an Litar. Unser Newsletter berichtet über laufende Projekte und Veranstaltungen. Der Newsletter wird vier- bis sechsmal pro Jahr versandt und kann jederzeit wieder abbestellt werden.
Programme
Litar setzt auf thematische Programme, die über mehrere Jahre laufen. Das Ziel ist, literarische Inhalte jenseits der bekannten Pfade zu erkunden. In einer schnelllebigen Welt nimmt sich Litar Zeit für eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema, damit es sich regional, national und international entfalten und weit über das jeweilige Programmfeld hinaus wirken kann.
Litafrika
Der Programmschwerpunkt «litafrika» befasst sich in Form von Ausstellungen, Veranstaltungen, Publikationen und interkontinentale Kooperationen mit den Literaturen des afrikanischen Kontinents: Ausgangspunkt war die Übernahme der Artikelsammlung des Schweizer Journalisten und Theologen Al Imfeld (1935–2017). Die Sammlung wurde 2020/21 erschlossen und kann bei Litar konsultiert werden. Es folgte die Ausstellungstrilogie «litafrika» (2022–2024) im Museum Strauhof in Zürich. Für 2025 ist eine Kooperation mit dem Festival Culturescapes Sahara geplant. Ausserdem fördert Litar ausgewählte Literaturprojekte im subsaharischen Afrika: Women Somali Poetry-Competition in Jigjiga (Äthiopien) u.a.
Ausstellungstrilogie «litafrika»
Strauhof Zürich, 2022–2024
Die Ausstellungstrilogie «litafrika», die zwischen 2022–2024 im Museum Strauhof in Zürich zu sehen war, befasste sich aus verschiedenen Perspektiven mit den Literaturen des afrikanischen Kontinents. Sie wurde von der Stiftung Litar und dem Museum Strauhof zusammen mit Partnerinnen und Partnern aus mehreren Ländern Afrikas kuratiert und von Pro Helvetia über die gesamte Dauer gefördert. Im Sinne eines partizipativen Prozesses nahm jeder Teil die Ergebnisse der vorangegangenen Ausstellung auf und setzte einen neuen Schwerpunkt.
Die erste Ausstellung «litafrika – Poesien eines Kontinents» rückte die Poesie ins Zentrum: von postkolonialen Klassikern bis zur aktuellen Slam- und Spoken-Word-Szene. Ausgangspunkt war die monumentale Anthologie «Afrika im Gedicht» (Zürich 2015) des Schweizer Journalisten und Theologen Al Imfeld (1935–2017): eine für den deutschsprachigen Raum einzigartige Sammlung von Gedichten aus dem gesamten Kontinent. Kuration: Christa Baumberger (Litar) und Rémi Jaccard (Strauhof)
Die zweite Ausstellung «litafrika – Artistic Encounters» nahm die Gegenwartsliteratur in den Blick und konstellierte sie mit Musik, Performance und bildender Kunst: acht Romane – acht künstlerische Begegnungen. Kuration: Zukiswa Wanner
Die dritte Ausstellung «litafrika – Abidjan & Accra» richtete den Scheinwerfer auf die Literaturszenen zweier westafrikanischer Metropolen. Sie liess das Publikum in die die Grossstädte Abidjan und Accra eintauchen, präsentierte aktuelle Autor:innen und warf Schlaglichter auf die koloniale Vergangenheit zweier Nachbarländer, die sich nah und fern zugleich sind. Kurator:innen-Kollektiv: Sylvia Arthur und Seth Avusuglo (LOATAD, Accra), Edwige-Renée Dro (1949books, Abidjan), Christa Baumberger und Nicole Schmid (Litar)
Gesamtleitung «litafrika»
Christa Baumberger (Litar) und Rémi Jaccard (Strauhof)
Mitarbeit «litafrika»
Nicole Schmid
Ausstellungsgrafik
Rahel Arnold
Mit herzlichem Dank an Pro Helvetia für die Förderung von 2022-2024.
Youtube-Kanal litafrika
Ausgewählte Videos und Gespräche sind online zugänglich: @litafrika
litafrika Ausstellungen
Arme Schweiz. Lika Nüssli und Albert Minder erzählen, Ausstellung Galerie Litar Zürich, 8.2.–5.4.2025 | Bildgrafik: Rahel Arnold
Stimmlos
Welche Stimmen hören wir und wem wird die Stimme versagt? Litar gibt Autorinnen und Autoren eine Stimme, die aus verschiedenen Gründen zu wenig gehört wurden. Manche waren in Anstalten interniert, administrativ versorgt oder sogar entmündigt. Andere haben sich ins Schweigen zurückgezogen und sind irgendwann verstummt. Geblieben sind schriftliche Spuren, Erzählungen und Romane, Lebensdokumente und manchmal auch bildnerische Werke. Das Programm «Stimmlos» versteht sich als ein Verstärker: Es folgt den leisen Stimmen, gibt Unerhörtem einen Raum und präsentiert Geschichten, die noch gar nicht aufgeschrieben sind.
Eine Installation in der Galerie Litar macht das Thema «Stimmlos» sinnlich erfahrbar. In einer begehbaren Zelle werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Es erklingen Stimmen, kombiniert mit Bildern, Fotografien und Filmen. Die Enge der Zelle lädt ein, Gedankengrenzen zu überschreiten.
Mehr Informationen zur Installation unter Galerie Litar.
Arme Schweiz
Lika Nüssli und Albert Minder erzählen
8. Februar bis 5. April 2025
Galerie Litar Zürich
Armut in der Schweiz: 1850 – 1950 – 2025. Die aktuelle Ausstellung nähert sich dem wichtigen Thema mit den feinen Sensoren der Literatur, am Beispiel von Lika Nüsslis Graphic Novel «Starkes Ding» und Albert Minders Familiengeschichte «Die Korber-Chronik»: packend, eindringlich und mit Humor.
Die Galerie Litar präsentiert sich als begehbare Graphic Novel: mit Originalzeichnungen und raumhohen Sprechblasen, die eigens von Lika Nüssli auf die Wände gemalt wurden. Eine Toninstallation lässt Albert Minders lebhafte Erzählungen erklingen, und Originaldokumente und Fotografien geben Einblick in eine wenig bekannte Schweiz. Ein Stadtrundgang durch Zürich zeigt Facetten der Armut heute. Mehr…
Migration Memories
Für die Ausstellung «Migration Memories» verwandelte sich die Galerie Litar in ein Fundbüro für Erinnerungen. Fünfzehn Menschen steuerten einen Gegenstand und eine Geschichte zu Migration, Flucht und Ankommen in der Schweiz bei. In kurzen Videos erzählten sie von Abschieden, Verlusten und Neuanfängen, von Selbstermächtigung, besonderen Ritualen und dem Reichtum der Mehrsprachigkeit. Eine Toninstallation auf Deutsch und Englisch mit Texten von Etel Adnan, Yanara Friedland und Ivna Žic begleitete die Ausstellung. Reflexionen zu Migration und Vertreibung verbinden sich darin mit persönlichen Erinnerungen und Träumen zum Heimischwerden in Sprachen. Mehr…
Publikation
«Migration Memories. Fundbüro für Erinnerungen» | Edition Litar 04
Herausgegeben von Christa Baumberger.
Mit Originalbeiträgen von Husain Buyook, Wagdy El Komy und Ana Lupu. Einführender Essay von Christa Baumberger. Bildergalerie mit Gegenständen und Geschichten sowie Porträts von allen Personen, die zur Ausstellung beigetragen haben. Litar 2024.
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Übersetzerinnen im Schweizer Exil seit 1933
Anlass für die Ausstellung «Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» war der 90. Jahrestag der Bücherverbrennungen von Mai 1933. Zahlreiche Autor:innen und auch Übersetzer:innen emigrierten zu diesem Zeitpunkt in die Schweiz, doch auch hier war das Veröffentlichen von Texten schwierig. Übersetzen, oft anonym oder unter einem Pseudonym, war eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt im Zürcher Exil zu bestreiten. Wir stellten acht dieser Übersetzerinnen vor: Trude Fein, Fega Frisch, Edith Gradmann-Gernsheim, Anna Katharina Rehmann-Salten, Eva Maria Röder-Kann, Eva Salomonski, Nettie Sutro und Ursula von Wiese. Mehr…
Publikation
«Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» | Edition Litar 02
Herausgegeben von Christa Baumberger und Martin Dreyfus. Mit einem ausführlichen Gespräch zum Übersetzen in den 1930er Jahren, Kurzbiografien der Übersetzerinnen und einem Foto-Essay zur Sammlung Martin Dreyfus von Ayse Yavas. Litar 2023.
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Schreiben, Filmen, Denken: Peter Liechti
Die Ausstellung «Aus der Stille ... Peter Liechti» war eine leise Hommage an den herausragenden Schweizer Filmkünstler und Autor Peter Liechti (1951–2014). Schreibend, denkend und filmend war er den Grundfragen der menschlichen Existenz auf der Spur. Eine Installation aus Filmen und Texten gab Einblick in Liechtis künstlerischen Kosmos und zeigte ihn auch als subtilen Autor mit einer grossen Affinität zu Franz Kafka und Robert Walser. Die Ausstellung war vom 8. Oktober bis 3. Dezember 2022 in der Galerie Litar zu sehen. Mehr…
Publikationen
«Aus der Stille ... Peter Liechti» | Edition Litar 01
Herausgegeben von Christa Baumberger. Mit Texten von Peter Liechti, Filmstills und Dokumenten aus dem Nachlass. Beiträge von Marco Baschera, Christa Baumberger und Christoph Egger. Litar 2022.
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Peter Liechti. Personal Cinema
Herausgegeben von David Wegmüller und Hannes Brühwiler, Scheidegger & Spiess, Zürich 2022.
Info und Bestellung: Scheidegger & Spiess
Mit Worten malen: Adelheid Duvanel
Lange ein Geheimtipp, gilt Duvanel spätestens seit dem grossen Erzählband «Fern von hier» (Limmat Verlag 2021) als eine der bedeutendsten Schweizer Autorinnen. In der Galerie Litar richteten wir für Adelheid Duvanel eine Zelle ein, mit «Wänden, dünn wie Haut». Ein intimes Universum aus Worten und Klängen, das auch Einblick in ihr bildnerisches Schaffen bot.
Die Ausstellung, die vom 30. Oktober bis 11. Dezember 2021 in der Galerie Litar zu sehen war, zeigte Adelheid Duvanel (1936–1996) in ihrer Doppelbegabung: als Schriftstellerin und Künstlerin. Lange ein Geheimtipp, gilt sie heute als eine der wichtigsten Autorinnen der Schweiz. Ihr Werk ist eine Entdeckung: poetisch, surreal und von grosser Radikalität. Mehr…
Publikationen
Adelheid Duvanel «Fern von hier». Sämtliche Erzählungen
Herausgegeben von Elsbeth Dangel-Pelloquin und Friederike Kretzen. Limmat Verlag, Zürich 2021
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Narr #33 Adelheid Duvanel
Herausgegeben von Lukas Gloor und Friederike Kretzen. Das Verlag, Basel 2021
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Stimmkünstler Friedrich Glauser
Friedrich Glauser (1896-1938) gehört heute zu den bedeutendsten Schweizer Autoren des 20. Jahrhunderts. Zu Lebzeiten aber hatte er Mühe, Gehör zu finden. Rund zehn Jahre – fast ein Viertel seines Lebens – in Anstalten interniert, waren Briefe sein Weg zur Aussenwelt. In ihnen entwickelte er sich zu einem Stimmkünstler, der mit tausend Zungen reden konnte.
Zu seinem 125. Geburtstag erteilen wir Friedrich Glauser das Wort: mit Veranstaltungen und verschiedenen Publikationen. Die Installation «Friedrich Glausers Zelle», die vom 28. Mai bis 10. Juli 2021 in der Galerie Litar gezeigt wurde, machte den Stimmkünstler Glauser hörbar. Mehr…
Publikationen
Friedrich Glauser «Jeder sucht sein Paradies...». Briefe, Berichte, Gespräche
Herausgegeben von Christa Baumberger. Limmat Verlag, Zürich 2021
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Einblick in die Publikation
Ausgewählte Briefe und Dokumente zeigen den Stimmkünstler Friedrich Glauser.
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Friedrich Glauser « Chacun cherche son paradis... ». Correspondance choisie
Herausgegeben von Christa Baumberger und Lionel Felchlin. Übersetzung von Lionel Felchlin. Editions d'en bas, Lausanne 2021
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Friedrich Glauser «Die Verschwundene». Novelle
Illustrationen von Sabine Rufener und Nachwort von Christa Baumberger. SJW-Verlag, Zürich 2021
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Damian Le Bas, Crisis Time / Refugee Could Be You Could Be Me, 2016 | Foto: Kai Dikhas, Diego Castellano Cano
Weltenweit
Literatur der Jenischen, Sinti und Roma
Unter dem Titel «Weltenweit» rückt Litar seit 2019 die Literatur und Kultur der Jenischen, Sinti und Roma in den Mittelpunkt. Jenische und Sinti sind seit 2016 als nationale Minderheiten der Schweiz anerkannt. Die Roma kämpfen immer noch für ihre Anerkennung in der Schweiz. Die Kulturen dieser Minderheiten sind reich und vielfältig – doch sind sie kaum bekannt. Deshalb organisierte Litar 2019 das Festival «Weltenweit» im Kosmos Zürich. Zum ersten Mal in der Schweiz stand die Literatur und Kultur von Jenischen, Sinti und Roma im Mittelpunkt eines Festivals. Seither führt Litar an diversen Orten in der Schweiz und in Österreich Lesungen, Workshops, Lehrveranstaltungen und Podien durch, allein oder in Kooperation mit Institutionen wie RomArchive, Initiative Minderheiten Tirol und Radgenossenschaft.
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Neuerscheinung 2025
Albert Minder
Die Korber-Chronik
Aus dem Wanderbuch eines Heimatlosen
Herausgegeben von Christa Baumberger und Nina Debrunner. Chronos Verlag, Zürich 2025.
Albert Minder (1879–1965) hat als Erster in der Schweiz das Leben seiner heimatlosen Vorfahren erforscht und erzählt. Seine Familiengeschichte bietet anschauliche Einblicke in eine nichtsesshafte Kultur und beschreibt die Armut in der Schweiz des 19. Jahrhunderts. Eindringlich und mit Humor erzählt, ist die «Korber-Chronik» ein wichtiges Zeugnis einer literarischen Selbstermächtigung. Sie behandelt so aktuelle und zeitlose Themen wie Herkunft, Familienbande, Arbeit und Armut.
Mit Minder lässt sich eine Geschichte der Schweiz «von unten» entdecken: Er gibt fahrenden Heimatlosen und Bauernfamilien im Berner Seeland eine Stimme, beschreibt aber auch den Überlebenskampf der armen Stadtbevölkerung in Bern und Burgdorf sowie die Arbeitswelt im Gefängnis und in Tabakfabriken. Indem er seine privaten Erinnerungen mit den politischen Ereignissen der Zeit verknüpft, schafft er ein lebendiges Bild des 19. Jahrhunderts.
Albert Minder
1879 in Walkringen geboren. Seine Grosseltern waren fahrende Heimatlose, der Vater versuchte die vierköpfige Familie als Gefängnisaufseher, Selbstversorger, Korber und Tabakarbeiter durchzubringen. 1894 Abbruch des Lehrerseminars aus finanziellen Gründen. Von 1896 bis 1942 Arbeit als Schriftenmaler in Burgdorf, daneben politisches Engagement in der Arbeiterbewegung und schriftstellerische Tätigkeit. Minder verstarb 1965 in Burgdorf.
Zur Edition
Die kommentierte Neuausgabe der «Korber-Chronik» (1947) erschliesst den historischen Kontext und die Wirkungsgeschichte und stellt erstmals den Autor Albert Minder vor. Der Band wird ergänzt mit Gedichten und einem Auszug aus «Der Sohn der Heimatlosen» von 1926. Dabei tritt Albert Minder als engagierter Vertreter einer Schweizer Arbeiterliteratur in Erscheinung.
Der Band erscheint Anfang 2025 als Band 66 in der Reihe «Schweizer Texte. Neue Folge» im Chronos Verlag in Zürich. Die editorische Arbeit wurde von Litar unterstützt.
Die Galerie Litar Zürich zeigt begleitend die Ausstellung «Arme Schweiz. Lika Nüssli und Albert Minder erzählen», 8. Februar bis 5. April 2025. Mehr...
Weitere Publikationen
Jenische Sinti Roma. Zu wenig bekannte Minderheiten in der Schweiz
Ein rassismuskritisches Lehrmittel
Herausgegeben von der Arbeitsgruppe Jenische-Sinti-Roma, Münster Verlag, Zürich 2023.
Info und Bestellung bzw. Download: set.ch
Die Erarbeitung und Publikation wurde von Litar unterstützt.
Morphing the Roma Label
Roma Jam Session art Kollektiv (Mo Diener, RR Marki und Milena Petrovic)
Herausgegeben von Mo Diener und RR Marki, Zürich 2022.
Texte in Deutsch, Englisch und Romanes.
Info und Bestellung: OnCurating.org
Publikation und Übersetzungen ins Romanes wurden mit Unterstützung von Litar ermöglicht.
Agenda
Vergangene Veranstaltungen finden Sie hier.
Galerie Litar
Vernissage der nächsten Ausstellung: Freitag, 7. Februar 2025, 17–20 Uhr
Öffnungszeiten (ab 8.2.–5.4.2025)
Mi, Do, Fr 14–18 Uhr
Sa 13–16 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Galerie Litar
Letzistrasse 23, 8006 Zürich
info@litar.ch | Tel. +41 44 291 99 00
Arme Schweiz
Lika Nüssli und Albert Minder erzählen
8. Februar bis 5. April 2025
Galerie Litar Zürich
Armut in der Schweiz: 1850 – 1950 – 2025. Die Ausstellung nähert sich dem wichtigen Thema mit den feinen Sensoren der Literatur, am Beispiel einer Graphic Novel und einer Familienchronik: packend, eindringlich und mit Humor.
Lika Nüssli (*1973) hält die Erinnerungen ihres Vaters als Verdingkind fest – und damit auch ein Stück Schweizer Geschichte. Albert Minder (1879–1965) hat als Erster in der Schweiz das Leben seiner heimatlosen Vorfahren erzählt. «Starkes Ding» und die «Korber-Chronik» behandeln so aktuelle und zeitlose Themen wie Herkunft, Familienbande, Arbeit und Armut.
Die Ausstellung präsentiert sich als begehbare Graphic Novel: mit Originalzeichnungen und raumhohen Sprechblasen, die eigens von Lika Nüssli auf die Wände gemalt wurden. Eine Toninstallation lässt Minders lebhafte Erzählungen erklingen, und Originaldokumente und Fotografien geben Einblick in eine wenig bekannte Schweiz. Ein Stadtrundgang durch Zürich zeigt Facetten der Armut heute.
Kuratiert von Christa Baumberger.
Die Ausstellung wird unterstützt von Stadt Zürich Kultur. Herzlichen Dank!
Publikationen | Edition Litar
Zur Ausstellung erscheinen:
Neuedition von Albert Minder «Die Korber-Chronik. Aus dem Wanderbuch eines Heimatlosen.» Herausgegeben und mit Nachworten von Christa Baumberger und Nina Debrunner. Chronos, Zürich 2025.
Edition Litar 05. Mit einem Essay, Zeichnungen und Zitaten, historischen Hintergründen, Dokumenten und einem Gespräch mit Sandra Brühlmann zu Armut heute.
Bestellung: info@litar.ch | CHF 8.– (zzgl. Versandkosten)
In der Ausstellung erhältlich: Lika Nüssli «Starkes Ding». Edition Moderne, Zürich 2022.
Bisherige Ausstellungen
Edition Litar
Die Edition Litar begleitet und vertieft die Ausstellungen und Installationen. Ein handliches Büchlein in schöner Aufmachung zum Mitnehmen und Weiterlesen.
Erhältlich in der Galerie Litar, in Buchhandlungen oder als Direktbestellung: info@litar.ch
Edition Litar. Foto: Rahel Arnold
Ausgaben
«Migration Memories. Fundbüro für Erinnerungen» | Edition Litar 04
Herausgegeben von Christa Baumberger. Mit Originalbeiträgen von Husain Buyook, Wagdy El Komy und Ana Lupu. Einführender Essay von Christa Baumberger. Bildergalerie mit Gegenständen und Geschichten sowie Porträts von allen Personen, die zur Ausstellung beigetragen haben.
Litar 2024 | 70 Seiten | 20 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–3–2
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«litafrika – Artistic Encounters» 8 Bücher – 8 Begegnungen | Edition Litar 03
Herausgegeben von Christa Baumberger, Rémi Jaccard, Nicole Schmid und Zukiswa Wanner.
Mit Romanauszügen von Ishmael Beah, Virgília Ferrão, Abubakar Adam Ibrahim, Angela Makholwa, Jennifer Nansubuga Makumbi, Yara Nakahanda Monteiro, Fiston Mwanza Mujila und Ondjaki. In deutscher Übersetzung u.a. von Katja Meintel und Elisa Fuchs. Begleittexte zu den Romanen und Fotografien der acht künstlerischen Begegnungen. Einführungen von Christa Baumberger, Rémi Jaccard und Zukiswa Wanner.
Litar 2023 | 82 Seiten | 36 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978-3-9525728-2-5
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«Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» | Edition Litar 02
Herausgegeben von Christa Baumberger und Martin Dreyfus.
Mit einem ausführlichen Gespräch zum Übersetzen in den 1930er Jahren, Kurzbiografien der Übersetzerinnen und einem Foto-Essay zur Sammlung Martin Dreyfus von Ayse Yavas.
Litar 2023 | 64 Seiten | 25 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–1–8
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«Aus der Stille ... Peter Liechti» | Edition Litar 01
Herausgegeben von Christa Baumberger.
Mit Texten von Peter Liechti, Filmstills und Dokumenten aus dem Nachlass. Beiträge von Marco Baschera, Christa Baumberger und Christoph Egger.
Litar 2022 | 64 Seiten | 28 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–0–1
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Trouvaille
Litar geht auf literarische Spurensuche.
Plakate und Aufschriften genauso wie Kunst im Stadtraum sind für alle sichtbar – und bleiben doch häufig unbemerkt. Litar zeigt ausgewählte Schriftbilder und Sprachkunst aus dem öffentlichen Raum. Die Trouvaillen werden in loser Folge auf der Webseite von Litar präsentiert. Die Fotoserien werden begleitet von einem kurzen Text.
Fotografien Zeljko Gataric, 2024. Kunstwerk: Courtesy Lawrence Weiner Estate and Mai 36 Galerie
ON TOP OF THE TREES | Zürich
Kunstwerke sind oft «ohne Titel» oder sie werden durchnummeriert. Manchmal sind die Titel beschreibend oder die Bilder sind unter dem Namen der dargestellten Person bekannt, wie etwa Leonardo da Vincis «Mona Lisa». Ganz anders bei Lawrence Weiner: Seine Kunstwerke selbst sind aus Sprache, sie bestehen aus kurzen Sätzen. Diese Statements, wie er sie nennt, könnten in ihrer Prägnanz mit dem Titel eines Werkes verwechselt werden. Sie sind jedoch vielschichtiger und schaffen als Objekt und in ihrer Materialität eine Beziehung zur Umgebung und zu den Betrachtenden.
Der US-amerikanische Künstler Lawrence Weiner (1942–2021) gestaltet in seinem Verständnis die Sprache nicht literarisch oder poetisch. Er sieht sich vielmehr als ein Bildhauer, der Sprachskulpturen schafft, der die Worte aus der Sprache meisselt. Ende der 1960er-Jahre hat Weiner die Sprache als konkrete und gleichzeitig aufs Minimum reduzierte Beschreibung eines nicht zwingend auszuführenden Werkes genutzt. Als Beispiel sei A SQUARE REMOVAL FROM A RUG IN USE (1969) genannt [dt. Ein rechteckiges Stück aus einem Teppich in Gebrauch entfernt].
Seine späteren Arbeiten stehen dann ganz für sich selbst, das Beschriebene ist nicht mehr ein Ersatz für ein potenzielles Werk. Dazu gehört auch die Wandinschrift ON TOP OF THE TREES, die 1988 für eine Ausstellung der Galerie Mai 36 in Luzern entstand und seit Sommer 2024 nun bei Litar in Zürich zu sehen ist. In mattgrünen Grossbuchstaben auf eine weisse Wand gemalt, nimmt das Statement Bezug zum begrünten Aussenraum. Gleichzeitig bietet ein Werk wie ON TOP OF THE TREES eine Leerstelle, einen Freiraum für die eigene Interpretation: Was auf den Bäumen ist, wird ausgespart. Könnte es eine Zikade sein wie in der folgenden Textstelle aus Elsa Morantes Roman «La Storia»?
«Und die Zikade, die bestimmt fliegen gelernt hatte, wohnte jetzt vielleicht oben auf dem Baum oder in irgendeinem benachbarten Wipfel; und bald würde man sie singen hören.»
An einem Ort der Literatur erhält Weiners Sprachkunst auf einmal eine poetische Dimension. Schauen Sie in der Galerie Litar vorbei und lassen Sie Ihren literarischen Assoziationen freien Lauf!
Text: Jörg Hüssy
Archiv
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Die Stiftung Litar hat ihren Sitz an der Letzistrasse 23 in Zürich-Oberstrass: in einer alten Malerwerkstatt und umgeben von einem lauschigen Hofgarten mit alten Bäumen und einem plätschernden Brunnen. Zentrumsnah gelegen und doch ruhig und idyllisch, ist es ein idealer Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen in kleinerem Rahmen.
Galerie Litar Zürich © Studio Gataric Fotografie | Veranstaltungsfoto: Nakarin Saisorn
Litar
Letzistrasse 23, CH-8006 Zürich
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www.litar.ch
So erreichen Sie Litar:
- Tram 10 vom Hauptbahnhof Zürich bis Haltestelle Letzistrasse (10 Min)
- Tram 10 vom Flughafen Zürich bis Haltestelle Letzistrasse (20 Min)
- Tram 9 vom Bellevueplatz bis Haltestelle Letzistrasse (10 Min)
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Fotos Team: Ayse Yavas