
Porträt
Litar – ein Ort für Literatur und ihre Vermittlung. In der Galerie Litar in Zürich finden regelmässig Ausstellungen und Veranstaltungen zu literarischen Themen statt. Litar realisiert zudem Publikationen und Projekte im Bereich Literatur, Übersetzung und Medien.
Litar will Akzente setzen, Neues entdecken und wenig Bekanntes ins Gespräch bringen. Dazu arbeitet Litar mit Programmen, die über mehrere Jahre laufen und unterschiedliche Formate umfassen. Die Projekte werden allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen durchgeführt.
Die Stiftung Litar ist gemeinnützig; sie nimmt keine Fördergesuche entgegen.
Newsletter
Wir freuen uns über Ihr Interesse an Litar. Unser Newsletter berichtet über laufende Projekte und Veranstaltungen. Der Newsletter wird vier- bis sechsmal pro Jahr versandt und kann jederzeit wieder abbestellt werden.
Programme
Litar setzt auf thematische Programme, die über mehrere Jahre laufen. Das Ziel ist, literarische Inhalte jenseits der bekannten Pfade zu erkunden. In einer schnelllebigen Welt nimmt sich Litar Zeit für eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema, damit es sich regional, national und international entfalten und weit über das jeweilige Programmfeld hinaus wirken kann.

litafrika
Ausstellungstrilogie 2022–2024
Litar | Strauhof Zürich
Der Strauhof und die Stiftung Litar widmen den Literaturen aus dem afrikanischen Kontinent die Ausstellungstrilogie «litafrika» (2022–2024). Die erste Ausstellung «Poesien eines Kontinents», basierend auf der Anthologie «Afrika im Gedicht» (Zürich 2015) des Schweizer Literaturvermittlers Al Imfeld, inszenierte eine Auswahl exemplarischer Gedichte in Englisch, Französisch, Portugiesisch und Arabisch von postkolonialen Klassikern bis zur aktuellen Slam- und Spoken-Word-Szene, kuratiert von Christa Baumberger und Rémi Jaccard. Zukiswa Wanner hat das Konzept für «Artistic Encounters» nach dem Besuch von «Poesien eines Kontinents» verfasst. Der dritte Teil (2024) des Projektes ist in Entwicklung.
Pro Helvetia «To-gather» 2022–2024
Pro Helvetia unterstützt «litafrika» über die gesamte Dauer im Programm «To-gather». Dieses Fördergefäss ermöglicht neue interkontinentale Kollaborationen und den Aufbau langfristiger Netzwerke. Das Ziel ist, den Austausch zwischen Kulturen gleichberechtigter und nachhaltiger zu gestalten und neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben.
litafrika auf Youtube
Ausgewählte Ausstellungsinhalte sowie Online-Veranstaltungen sind auch auf dem Youtube-Kanal @litafrika einsehbar.
litafrika, Teil 2
litafrika, Teil 1
Aktuelle Publikationen
litafrika – Artistic Encounters. 8 Bücher – 8 Begegnungen | Edition Litar 03
Herausgegeben von Christa Baumberger, Rémi Jaccard, Nicole Schmid und Zukiswa Wanner.
Mit Romanauszügen von Ishmael Beah, Virgília Ferrão, Abubakar Adam Ibrahim, Angela Makholwa, Jennifer Nansubuga Makumbi, Yara Nakahanda Monteiro, Fiston Mwanza Mujila und Ondjaki. In deutscher Übersetzung u.a. von Katja Meintel und Elisa Fuchs. Begleittexte zu den Romanen und Fotografien der acht künstlerischen Begegnungen. Einführungen von Christa Baumberger, Rémi Jaccard und Zukiswa Wanner.
Litar 2023 | 82 Seiten | 36 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978-3-9525728-2-5
CHF 7.– (zzgl. Versandkosten)
Info und Bestellung: info@litar.ch
litafrika – Artistic Encounters | Paivapo Publishers
Herausgegeben von Zukiswa Wanner.
Mit den acht Auszügen der Romane in portugiesischer, englischer und französischer Sprache. Einige Textauszüge wurden spezifisch für die Ausstellung übersetzt von Edwige-Renée Dro und Sandra Tamele.
Paivapo 2023 | 189 Seiten | ISBN 978-0-639782-41-6
Info und Bestellung: info@strauhof.ch
litafrika – Artistic Encounters 8/2023 | Onlinemagazin Periferias
Periferias ist eine brasilianische Online-Plattform mit Themenausgaben in portugiesischer, spanischer, französischer und englischer Sprache. Zur Ausstellung erscheint die Periferias-Sonderausgabe «litafrika – Artistic Encounters» 8/2023.
Link: revistaperiferias.org
litafrika – Poesien eines Kontinents | Onlinemagazin Specimen – Babel Review of Translation
Das Onlinemagazin Specimen für literarische Übersetzung hat in der August-Ausgabe 2023 «litafrika» einen Schwerpunkt gewidmet. Präsentiert wird eine Auswahl von Gedichten aus der Ausstellung «litafrika – Poesien eines Kontinents» in diversen neuen Übersetzungen und Sprachen.
Link: Specimen
Artikelsammlung Al Imfeld
Die Artikelsammlung des Schweizer Theologen und Afrikajournalisten Al Imfeld umfasst Zeitungsartikel zu den Literaturen des gesamten afrikanischen Kontinents von 1960 bis 2014. Die Sammlung ist bei Litar auf Voranmeldung einsehbar.
Artikelsammlung Al Imfeld: Inventar
Kontakt: info@litar.ch
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Blick in die Sammlung Martin Dreyfus, woraus Bücher und Dokumente in der Ausstellung «Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» zu sehen waren in der Galerie Litar, Zürich, 15. April bis 10. Juni 2023.
Stimmlos
Welche Stimmen hören wir und wem wird die Stimme versagt? Litar gibt Autorinnen und Autoren eine Stimme, die aus verschiedenen Gründen zu wenig gehört wurden. Manche waren in Anstalten interniert, administrativ versorgt oder sogar entmündigt. Andere haben sich ins Schweigen zurückgezogen und sind irgendwann verstummt. Geblieben sind schriftliche Spuren, Erzählungen und Romane, Lebensdokumente und manchmal auch bildnerische Werke. Das Programm «Stimmlos» versteht sich als ein Verstärker: Es folgt den leisen Stimmen, gibt Unerhörtem einen Raum und präsentiert Geschichten, die noch gar nicht aufgeschrieben sind.
Eine Installation in der Galerie Litar macht das Thema «Stimmlos» sinnlich erfahrbar. In einer begehbaren Zelle werden wechselnde Ausstellungen gezeigt. Es erklingen Stimmen, kombiniert mit Bildern, Fotografien und Filmen. Die Enge der Zelle lädt ein, Gedankengrenzen zu überschreiten.
Mehr Informationen zur Installation unter Galerie Litar.
Übersetzerinnen im Schweizer Exil seit 1933
Anlass für die Ausstellung «Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» war der 90. Jahrestag der Bücherverbrennungen von Mai 1933. Zahlreiche Autor:innen und auch Übersetzer:innen emigrierten zu diesem Zeitpunkt in die Schweiz, doch auch hier war das Veröffentlichen von Texten schwierig. Übersetzen, oft anonym oder unter einem Pseudonym, war eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt im Zürcher Exil zu bestreiten. Wir stellten acht dieser Übersetzerinnen vor: Trude Fein, Fega Frisch, Edith Gradmann-Gernsheim, Anna Katharina Rehmann-Salten, Eva Maria Röder-Kann, Eva Salomonski, Nettie Sutro und Ursula von Wiese. Mehr…
Publikation
«Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» | Edition Litar 02
Herausgegeben von Christa Baumberger und Martin Dreyfus.
Mit einem ausführlichen Gespräch zum Übersetzen in den 1930er Jahren, Kurzbiografien der Übersetzerinnen und einem Foto-Essay zur Sammlung Martin Dreyfus von Ayse Yavas.
Litar 2023 | 64 Seiten | 25 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–1–8
CHF 7.– (zzgl. Versandkosten)
Info und Bestellung: info@litar.ch
Schreiben, Filmen, Denken: Peter Liechti
Die Ausstellung «Aus der Stille ... Peter Liechti» war eine leise Hommage an den herausragenden Schweizer Filmkünstler und Autor Peter Liechti (1951–2014). Schreibend, denkend und filmend war er den Grundfragen der menschlichen Existenz auf der Spur. Eine Installation aus Filmen und Texten gab Einblick in Liechtis künstlerischen Kosmos und zeigte ihn auch als subtilen Autor mit einer grossen Affinität zu Franz Kafka und Robert Walser. Die Ausstellung war vom 8. Oktober bis 3. Dezember 2022 in der Galerie Litar zu sehen. Mehr…
Publikationen
«Aus der Stille ... Peter Liechti» | Edition Litar 01
Herausgegeben von Christa Baumberger.
Mit Texten von Peter Liechti, Filmstills und Dokumenten aus dem Nachlass. Beiträge von Marco Baschera, Christa Baumberger und Christoph Egger.
Litar 2022 | 64 Seiten | 28 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–0–1
CHF 7.– (zzgl. Versandkosten)
Info und Bestellung: info@litar.ch
Peter Liechti. Personal Cinema
Herausgegeben von David Wegmüller und Hannes Brühwiler, Scheidegger & Spiess, Zürich 2022.
Info und Bestellung: Scheidegger & Spiess
Mit Worten malen: Adelheid Duvanel
Lange ein Geheimtipp, gilt Duvanel spätestens seit dem grossen Erzählband «Fern von hier» (Limmat Verlag 2021) als eine der bedeutendsten Schweizer Autorinnen. In der Galerie Litar richteten wir für Adelheid Duvanel eine Zelle ein, mit «Wänden, dünn wie Haut». Ein intimes Universum aus Worten und Klängen, das auch Einblick in ihr bildnerisches Schaffen bot.
Die Ausstellung, die vom 30. Oktober bis 11. Dezember 2021 in der Galerie Litar zu sehen war, zeigte Adelheid Duvanel (1936–1996) in ihrer Doppelbegabung: als Schriftstellerin und Künstlerin. Lange ein Geheimtipp, gilt sie heute als eine der wichtigsten Autorinnen der Schweiz. Ihr Werk ist eine Entdeckung: poetisch, surreal und von grosser Radikalität. Mehr…
Publikationen
Adelheid Duvanel «Fern von hier». Sämtliche Erzählungen
Herausgegeben von Elsbeth Dangel-Pelloquin und Friederike Kretzen. Limmat Verlag, Zürich 2021
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Narr #33 Adelheid Duvanel
Herausgegeben von Lukas Gloor und Friederike Kretzen. Das Verlag, Basel 2021
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Stimmkünstler Friedrich Glauser
Friedrich Glauser (1896-1938) gehört heute zu den bedeutendsten Schweizer Autoren des 20. Jahrhunderts. Zu Lebzeiten aber hatte er Mühe, Gehör zu finden. Rund zehn Jahre – fast ein Viertel seines Lebens – in Anstalten interniert, waren Briefe sein Weg zur Aussenwelt. In ihnen entwickelte er sich zu einem Stimmkünstler, der mit tausend Zungen reden konnte.
Zu seinem 125. Geburtstag erteilen wir Friedrich Glauser das Wort: mit Veranstaltungen und verschiedenen Publikationen. Die Installation «Friedrich Glausers Zelle», die vom 28. Mai bis 10. Juli 2021 in der Galerie Litar gezeigt wurde, machte den Stimmkünstler Glauser hörbar. Mehr…
Publikationen
Friedrich Glauser «Jeder sucht sein Paradies...». Briefe, Berichte, Gespräche
Herausgegeben von Christa Baumberger. Limmat Verlag, Zürich 2021
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Einblick in die Publikation
Ausgewählte Briefe und Dokumente zeigen den Stimmkünstler Friedrich Glauser.
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Friedrich Glauser « Chacun cherche son paradis... ». Correspondance choisie
Herausgegeben von Christa Baumberger und Lionel Felchlin. Übersetzung von Lionel Felchlin. Editions d'en bas, Lausanne 2021
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Friedrich Glauser «Die Verschwundene». Novelle
Illustrationen von Sabine Rufener und Nachwort von Christa Baumberger. SJW-Verlag, Zürich 2021
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Damian Le Bas, Crisis Time / Refugee Could Be You Could Be Me, 2016 | Foto: Kai Dikhas, Diego Castellano Cano
Weltenweit
Literatur der Jenischen, Sinti und Roma
Unter dem Titel «Weltenweit» rückt Litar seit 2019 die Literatur und Kultur der Jenischen, Sinti und Roma in den Mittelpunkt. Jenische und Sinti sind seit 2016 als nationale Minderheiten der Schweiz anerkannt. Die Roma kämpfen immer noch für ihre Anerkennung in der Schweiz. Die Kulturen dieser Minderheiten sind reich und vielfältig – doch sind sie kaum bekannt. Deshalb organisierte Litar das Festival «Weltenweit» im Kosmos Zürich (5./6. April 2019). Zum ersten Mal in der Schweiz stand die Literatur und Kultur von Jenischen, Sinti und Roma im Mittelpunkt eines Festivals. Seither führt Litar an diversen Orten in der Schweiz und in Österreich Lesungen, Workshops, Lehrveranstaltungen und Podien durch, allein oder in Kooperation mit Institutionen wie RomArchive, Initiative Minderheiten Tirol und Radgenossenschaft.
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Aktuelle Publikationen
Jenische Sinti Roma. Zu wenig bekannte Minderheiten in der Schweiz
Ein rassismuskritisches Lehrmittel
Herausgegeben von der Arbeitsgruppe Jenische-Sinti-Roma, Münster Verlag, Zürich 2023.
Info und Bestellung bzw. Download: set.ch
Die Erarbeitung und Publikation wurde von Litar unterstützt.
Morphing the Roma Label
Roma Jam Session art Kollektiv (Mo Diener, RR Marki und Milena Petrovic)
Herausgegeben von Mo Diener und RR Marki, Zürich 2022.
Texte in Deutsch, Englisch und Romanes.
Info und Bestellung: OnCurating.org
Publikation und Übersetzungen ins Romanes wurden mit Unterstützung von Litar ermöglicht.
Agenda
Vergangene Veranstaltungen finden Sie hier.
Galerie Litar
Die Galerie Litar zeigt Ausstellungen und führt Veranstaltungen und Workshops durch.
«Die Galerie ‹Litar› ist ein Juwel in unserer Kulturlandschaft – ein Ort für Literatur und ihre Vermittlung. Sie setzt Akzente, lässt Neues entdecken», so der Ethnologe und Filmemacher Heinz Nigg über die Ausstellung «Aus der Stille … Peter Liechti» (13.11.2022).

Galerie Litar Zürich. Foto: Zeljko Gataric
Die Zelle
In der Galerie Litar steht zur Zeit eine begehbare Zelle: ein Raum im Raum, eine Skulptur, ein Ausstellungsraum im Kleinformat. Es erklingen darin Stimmen von wechselnden Autorinnen und Autoren, Foto- oder Videoprojektionen werden gezeigt, Originalbilder oder ein besonderes Buch präsentiert. Die Zelle lässt erahnen, was es bedeutet, aus- oder eingeschlossen und der eigenen Ausdrucksmöglichkeit beraubt zu sein. Die Zelle ist Klangraum und Verstärker für Autorinnen und Autoren, die zu Lebzeiten Mühe hatten, Gehör zu finden: «In der Ausstellungszelle kann alles passieren. Sie ist ein Laboratorium für die Fragen: Welche Stimmen hören wir, und wem wird die Stimme versagt? Wie kann man einen Text in einen Raum bringen, ihn zum Klingen bringen, damit ein neuer Raum entsteht?», so Stefan Busz in seinem Artikel im Tages-Anzeiger, 25.05.2021.
Bisherige Ausstellungen
Edition Litar
Die Edition Litar begleitet und vertieft die Ausstellungen und Installationen. Ein handliches Büchlein in schöner Aufmachung zum Mitnehmen und Weiterlesen.
CHF 7.– pro Band (zzgl. Versandkosten)
Erhältlich in der Galerie Litar, in Buchhandlungen oder als Direktbestellung: info@litar.ch

Edition Litar – bisherige Ausgaben. Foto: Rahel Arnold
Ausgaben
«litafrika – Artistic Encounters» 8 Bücher – 8 Begegnungen | Edition Litar 03
Herausgegeben von Christa Baumberger, Rémi Jaccard, Nicole Schmid und Zukiswa Wanner.
Mit Romanauszügen von Ishmael Beah, Virgília Ferrão, Abubakar Adam Ibrahim, Angela Makholwa, Jennifer Nansubuga Makumbi, Yara Nakahanda Monteiro, Fiston Mwanza Mujila und Ondjaki. In deutscher Übersetzung u.a. von Katja Meintel und Elisa Fuchs. Begleittexte zu den Romanen und Fotografien der acht künstlerischen Begegnungen. Einführungen von Christa Baumberger, Rémi Jaccard und Zukiswa Wanner.
Litar 2023 | 82 Seiten | 36 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978-3-9525728-2-5
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«Frisch und Fein. Exil Zürich 1933» | Edition Litar 02
Herausgegeben von Christa Baumberger und Martin Dreyfus.
Mit einem ausführlichen Gespräch zum Übersetzen in den 1930er Jahren, Kurzbiografien der Übersetzerinnen und einem Foto-Essay zur Sammlung Martin Dreyfus von Ayse Yavas.
Litar 2023 | 64 Seiten | 25 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–1–8
Mehr zur Ausstellung
«Aus der Stille ... Peter Liechti» | Edition Litar 01
Herausgegeben von Christa Baumberger.
Mit Texten von Peter Liechti, Filmstills und Dokumenten aus dem Nachlass. Beiträge von Marco Baschera, Christa Baumberger und Christoph Egger.
Litar 2022 | 64 Seiten | 28 Abbildungen Farbe und s/w | ISBN 978–3–9525728–0–1
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Trouvaille
Litar geht auf literarische Spurensuche.
Plakate und Aufschriften genauso wie Kunst im Stadtraum sind für alle sichtbar – und bleiben doch häufig unbemerkt. Litar zeigt ausgewählte Schriftbilder und Sprachkunst aus dem öffentlichen Raum. Die Trouvaillen werden in loser Folge auf der Webseite von Litar präsentiert. Die Fotoserien werden begleitet von einem kurzen Text.
Fotografien Christa Baumberger und Teo Hüssy, Marseille, Frankreich, 2023.
Street Art | Marseille
Street Art ist ein Markenzeichen von Marseille. Die Quartiere Panier, La Plaine und vor allem Cours Julien sind voll von Graffitis: In knalligen Farben und riesigen Lettern springen sie einen von den Fassaden an. Die Spraydose heisst auf Französisch ja auch «la bombe». «Révolte ou quoi?!», schreit ein Mann mit Colt und roter Blutspur von der Wand, darunter heisst es «FIEVR» (Fieber), rundherum sind Tags von Crews und Künstler:innen wie Bobar, PTO oder Cofre, der 2017 mit nur 19 Jahren bei einer Sprayaktion in Athen tragisch starb. Die Spraydose spricht eine Sprache, die hier alle verstehen. Mir kommen die Tags vor wie riesige farbige Schreie. Ihre Botschaft: ICH. BIN. HIER. Und es ist ja so: Die Mauern bieten allen Platz, die sonst in dieser lauten und roughen Stadt nur allzu leicht an den Rand gedrängt werden.
Street Art ist aktivistisch, es ist eine Rückeroberung des urbanen Raums, sie entsteht im Dunkel der Nacht und jenseits der Grenze des Legalen. Auflehnung, aber auch die pure Lust am Spiel mit Sprache lassen in Marseille seit den 1980er Jahren immer neue Formen entstehen. Kraken etwa lässt seine Oktopusse von Paris bis Marseille über die Wände gleiten. Längst sind die lokalen Geschäfte aufgesprungen und haben Graffiti-Artist:innen engagiert für einen unverkennbaren Look. Ihre knallbunten Bilder reihen sich in den Strassen aneinander, sie nehmen spielerisch Bezug auf die Stadt und ihre Wahrzeichen: Das Meer, die Sonne und die Basilika Notre-Dame de la Garde, die hoch über Marseille thront. Beim lokalen Schachclub Marseille Passion Echecs spiegelt sie sich im Sonnenuntergang.
Denkt man bei Graffiti vor allem an Bilder, so fallen in Marseille die vielen Wortspiele auf: La dactylo ist die Poetin unter den französischen graffeurs. Ihre verspielten Textbotschaften, die sie mit Schablone auf die Mauern platziert, sind längst Kult. Einer heisst: «Il vaut mieux dépenser des pensées». Sie selbst verschenkt ihre Gedanken grosszügig an die Passant:innen. Andere drücken die Vokale aus den Wörtern, bis die Probleme nur noch PRBLMZ sind. Neben Wut ist die Liebe die grosse Antriebskraft. Der schönste Spruch stammt von der Sprayerin PÖ: «Ya pas kelkun ki veux tombe amoureu de moi?» Gibt’s hier jemand, der/die sich in mich verliebt? Ruft sie über das Häusermeer. Ja, klar! Rufen wir zurück. Du hast unendlich viel Liebe verdient – und nicht nur du! Alle Menschen hier – und nicht nur sie! Auch die ganze Stadt Marseille, mit all ihrer Schönheit und ihrem Schmutz, dem Meer und den Mietskasernen, den Stränden und Streunern.
Mehr zur Street Art-Szene in Frankreich: QG des artistes
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Kontakt
Die Stiftung Litar hat ihren Sitz an der Letzistrasse 23, 8006 Zürich. Regelmässig finden bei Litar Ausstellungen und Veranstaltungen statt.
So erreichen Sie Litar:
- Tram 10 vom Hauptbahnhof Zürich bis Haltestelle Letzistrasse (10 Min)
- Tram 10 vom Flughafen Zürich bis Haltestelle Letzistrasse (20 Min)
- Tram 9 vom Bellevueplatz bis Haltestelle Letzistrasse (10 Min)
Galerie Litar, Fotos: Zeljko Gataric und Ayse Yavas.
Litar
Letzistrasse 23, CH-8006 Zürich
Telefon +41 44 291 99 00
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www.litar.ch
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Fotos Team: Ayse Yavas